NRW,
Radverkehr
Landesverband NRW
Als aktiver Unterstützer von „Aufbruch Fahrrad“ begrüßt der VCD NRW, dass das Verkehrsministerium NRW das Anliegen des Aktionsbündnisses aufgenommen und als erstes Bundesland ein Nahmobilitätsgesetz auf den Weg gebracht hat. Es leistet einen wichtigen Beitrag zur Aufwertung, Stärkung und Verbesserung des nicht-motorisierten Individualverkehrs.
Als ökologischer Verkehrsclub, der sich für die sinnvolle Verknüpfung der verschiedenen – vor allem umweltfreundlichen - Verkehrsarten (viel Fahrrad, Fuß, ÖPNV – wenig MIV) einsetzt, unterstützen wir nachdrücklich die angestrebte „Vernetzung [des Radverkehrs] mit anderen sauberen Verkehrsmitteln“. Positiv sehen wir auch die Betonung der Barrierefreiheit, vor allem im Fußgängerbereich, und den Ausbau der Infrastruktur (Abstellanlagen, Mobilstationen, Radschnellwege).
Wir vermissen allerdings in dem Entwurf die im ersten Stakeholder*innen-Treffen ausgedrückte Aufbruchsstimmung, die leider in einem eher weniger ambitionierten Ansatz gemündet ist. Zudem hegen wir erhebliche Zweifel, dass das explizit formulierte Ziel, den Anteil des Radverkehrs auf 25% des Modal Split in etwa zu verdreifachen, mit den in der Gesetzesvorlage genannten Maßnahmen erreicht werden kann bzw. wird. Wir wollen an dieser Stelle nur einige der aus unserer Sicht dringend zu behebenden Schwächen aufführen:
Darüber hinaus vermissen wir bei der Abwägung bzw. Einschätzung der Auswirkungen auf die nachhaltige Entwicklung im Sinne der Nachhaltigkeitsstrategie NRW, den Anspruch und das Ziel einer möglichst umwelt- und klimaverträglichen Gestaltung des Verkehrs. Ein quantitativ bedeutsamer Umstieg vom Auto auf den Umweltverbund wird nicht nur dadurch erreicht werden, dass den Autofahrer*innen die Alternativen durch sogenannte „Pull-Maßnahmen“ schmackhaft gemacht werden, dazu gehört auch, dass die Attraktivität der Nutzung des eigenen Autos durch sog. „Push Maßnahmen“ reduziert wird. Das kann im Rahmen dieses Gesetzes dadurch z.B. erreicht werden, dass die vorhandene Infrastruktur für den MIV zu Gunsten des Rad- und Fußverkehrs um genutzt wird. Als positive Beispiele sind hier die permanente Einrichtung von Fahrradstraßen und schnell einrichtbare sog. „Pop-Up Bike Lanes“ zu nennen. Umnutzung statt Neubau spart Zeit, planerische und materielle Kosten und reduziert das Problem der zusätzlichen Flächenversiegelung, die im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Umwelt- und Klimaschutz unbedingt vermieden werden muss.
Denkbar und wünschenswert zur Beschleunigung fahrradfreundlicher Maßnahmen ist aus unserer Sicht auch eine Ausweitung der Fortbildung von Planer*innen und die Einrichtung einer Planungsdatenbank, in der sich Planer*innen an realisierten und vor Ort bewährten Beispielen positiv orientieren können.
Zur Steigerung der Qualität der interkommunalen Fahrradwege regen wir zudem an, das in den Niederlanden erfolgreiche bzw. bewährte Konzept der Knotenpunkte auch flächendeckend in NRW einzuführen und damit auch die Verbindungen zu unserem Nachbarland qualitativ anzugleichen und zu verbessern. In den Niederlanden hat die Qualität der Netz-Radwege auch zu einer Verbesserung der Qualität der Radwege in den Kommunen beigetragen.
Wesentliche Bereiche, die nicht ausreichend angesprochen werden:
Detaillierte Stellungnahme des VCD NRW als Pdf
Hintergrund: Entwurf eines „Gesetzes zur Einführung eines Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetzes des Landes Nordrhein-Westfalen sowie zur Änderung des Straßen- und Wegegesetzes“ - Einleitung der Verbändeanhörung