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Tempo 30 rettet Leben und schützt Klima und Umwelt

Der VCD möchte zusammen mit anderen örtlichen Verkehrsgruppen, dass sich auch die Stadt Warendorf der Initiative „Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten“ anschließt, um auch auf innerörtlichen Hauptverkehrsstraßen kommunal eigenständig Trempo 30 einzuführen. Ziel sei es, möglichst viele Kommunen dafür zu gewinnen, damit die bisherige Gesetzeslage geändert wird.

„Tempo 30 rettet Leben!“ Für die meisten Menschen ist diese Erkenntnis der Verkehrswissenschaften mittlerweile Allgemeingut. „Trotzdem sind den Kommunen noch immer per Gesetz die Hände gebunden, Tempo 30 in eigener Zuständigkeit einzuführen.“ Darauf macht Thomas Lins als Vorsitzender des VCD Münsterland aufmerksam. Diesen unbefriedigenden Zustand möchte er zusammen mit der Bürgerinitiative IWS und dem Runden Tisch Radverkehr in Warendorf ändern. „Die unsägliche Diskussion um Tempo 30 an der Reichenbacher Straße ist in Warendorf noch immer nicht ausgestanden“, erklärt Wilhelm Thumel von der IWS, „hier gibt es ein Kompetenzgerangel zwischen der Stadt und dem Kreis Warendorf.“ Lins führt als weiteres Beispiel die Warendorfer Straße in Freckenhorst an: „Wir haben schon in den neunziger Jahren eine große Unterschriftenaktion für Tempo 30 initiiert. Ohne Erfolg, weil die Straße eine Landesstraße ist, auf der der KFZ-Verkehr nach geltendem Recht schnell unterwegs sein soll.“ Erst vor zwei Jahren sei die Drosselung des Tempos gelungen, allerdings nur mit der Begründung besonderer Gefahrenpunkte.

VCD, IWS und der Runde Tisch Radverkehr möchten nun, dass sich Warendorf der Initiative „Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten“ anschließt. „Diese Initiative hat sich Mitte 2021 gegründet“, weiß Gerd Nergert vom Runden Tisch Radverkehr und erläutert, dass aus den ursprünglich sieben Gründungskommunen Aachen, Augsburg, Freiburg, Hannover, Leipzig, Münster und Ulm inzwischen 324 Städte und Gemeinden geworden seien. „In der näheren Umgebung sind es Kommunen wie Ahlen, Bielefeld, Telgte, Rheda-Wiedenbrück, Ostbevern oder Osnabrück“, ergänzt Thumel, „gemeinsames Ziel dieser Städte und Kommunen ist eine Änderung der bisherigen Gesetzeslage, um damit in eigener Regie ein stadtverträgliches Geschwindigkeitsniveau im Kfz-Verkehr auch auf den Hauptverkehrsstraßen beschließen zu können.“ Als Fürsprecher ihrer Initiative sehen Nergert, Lins und Thumel auch Markus Lewe, Münsters Bürgermeister und Präsident des Deutschen Städtetages, und Olaf Gericke, Landrat des Kreises Warendorf und Mitglied des Präsidiums des Deutschen Landkreistages. Beide haben sich im Tagesspiegel vom 09.06.2022 zur notwendigen Mobilitätswende geäußert. Dort fordern sie laut Nergert unter anderem mehr Freiheit für die Kommunen durch Entscheidungen vor Ort über die erlaubten Geschwindigkeiten im Straßenverkehr. Denn nach Auffassung von Lewe und Gericke wisse man in den Kommunen am besten, wo Tempo 30 als Höchstgeschwindigkeit angebracht sei.

Wie wichtig der Unterschied von Tempo 30 und Tempo 50 ist, macht Lins vom VCD eindrücklich klar: „Ein Auto, das vor einem plötzlich auftauchenden Hindernis bei Tempo 30 gerade noch rechtzeitig zum Stehen kommt, hat bei Tempo 50 noch eine Aufprallgeschwindigkeit von 50 Stundenkilometern. Unglaublich, aber wahr, weil der Reaktionsweg bei Tempo 50 so viel länger ist.“ Die Verkehrssicherheit sei aber nicht das einzige Argument für Tempo 30: „Der Lärmpegel sinkt, ebenfalls der Platzbedarf der Kraftfahrzeuge“, führt Nergert aus. Für Lins als Vertreter eines Umweltverbands kommt noch ein anderes Argument zum Tragen: „Alle Entscheidungsträger wissen, dass sich angesichts der drohenden Klimakatastrophe gerade im Verkehrsbereich schnell und kraftvoll etwas ändern muss. Die innerörtliche Reduktion der Geschwindigkeit für Kraftfahrzeuge ist ein Baustein der dringend benötigten Verkehrswende.“

Lins, Nergert und Thumel sind sich einig: „Attraktive Städte benötigen auch lebenswerte öffentliche Räume. Tempo 30 auf den Straßen kann zu solchen Städten beitragen.“.

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