HLB testet batterieelektrische Triebwagen im Westerwald

HLB testet batterieelektrische Triebwagen im Westerwald

Die Hessische Landesbahn (HLB) nimmt seit einigen Monaten neue Triebwagen mit elektrischem Antrieb im Westerwald in Betrieb. Sieben Eisenbahn-Interessierte des VCD Siegen-Wittgenstein und Olpe und des Arbeitskreis Schienenverkehr Südwestfalen unternahmen eine Fahrt von Siegen nach Limburg. Der Projektleiter der HLB informierte uns während der Fahrt über technische Details und den Ablauf der Inbetriebnahme.

Die drei neuen Triebwagen vom Typ Siemens Mireo Plus B verfügen über eine leistungs­starke Batterie, um den Abschnitt von Au (Sieg) bis nach Limburg an der Lahn ohne Oberleitung zu befahren. Zwischen Siegen und Au und in Limburg werden die Batterien über die vorhandenen Oberleitungen wieder aufgeladen. Wenn dabei mit „grünem“ Strom geladen wird, fahren die neuen Züge ohne klimaschädliche Emissionen. In den Trieb­wagen werden Litium-Titanium-Batterien eingesetzt, die beim Entladen und Laden hohe Leistungen abgeben können. Dadurch kann im Batteriebetrieb ein großer Teil der beim Bremsen umgesetzte Energie zurückgewonnen werden. Das betrifft jeden Halt und die langen Gefällestrecken im Westerwald. Die Litium-Titanium-Batterie bietet außerdem eine höhere Brandsicherheit. Eine Batterieladung reicht für die Fahrt von Au bis nach Limburg aus. Für die Rückfahrt muss in Limburg nachgeladen werden, da sonst zurück nach Au die Energie knapp werden könnte. Auf der Fahrt von Siegen nach Au wird während der Fahrt bereits vor dem Erreichen von Au vom Oberleitungsbetrieb auf Batterie umgeschaltet. In der umgekehrten Richtung wird erst nach der Abfahrt in Au der Stromabnehmer gehoben und der Strom aus der Oberleitung für das Fahren und das Laden der Batterie genutzt.

Der Innenraum ist mit bequemen Sitzen ausgestattet. Als Fahrgäste waren wir von der Laufruhe des Fahrzeugs und des selbst für Elektrotriebwagen geringen Geräuschpegels überrascht. Die neuen Fahrzeuge wurden zusammen mit einer größeren Zahl von Fahr­zeugen für den Einsatz in der Nähe von Berlin gebaut. Da dort keine erste Klasse vorge­sehen ist, entfällt sie jetzt auch bei den neuen Zügen im Westerwald. In der Nähe von Berlin sind auch keine Bedarfshalte vorgesehen, so dass in den Zügen keine besonderen Tasten dafür eingebaut sind. Statt dessen muss der Knopf zum Öffnen einer Außentür gedrückt werden, worauf mit Aufklebern an den Türen hingewiesen wird. Informationen zu den kommenden Halten werden auf übersichtlichen Monitoren angezeigt. Leider werden die Fahrgast­informationen nur in deutscher Sprache angezeigt oder angesagt. An dieser Stelle wünschen wir uns mindestens Englisch als weitere Sprache. 

Die Hessische Landesbahn schult zur Zeit die Triebfahrzeugführerinnen und Triebfahr­zeugführer, die zukünftig mit den Zügen von Limburg nach Siegen und Siershahn im Westerwald unterwegs sein werden. Ein Teil der Schulung erfolgt im Bahnhof Betzdorf an zwei stehenden Fahrzeugen. Um das Personal auch im Fahrbetrieb zu schulen und Erfah­rungen im praktischen Einsatz zu sammeln, verkehrte das dritte Fahrzeug bis Anfang Juli ein Mal am Tag von Limburg nach Siegen und wieder zurück. Inzwischen ist die Strecke zwischen Au und Altenkirchen wegen Bauarbeiten gesperrt, so dass die Schulungsfahrten nicht mehr bis Limburg möglich sind. Die neuen Fahrzeuge sollen spätestens ab dem kommenden Fahrplanwechsel im Dezember regelmäßig eingesetzt werden.

Die neuen Fahrzeuge wurden vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert und von der Europäischen Union finanziert. Nach dem ersten, sehr positiven Eindruck der neuen Fahrzeuge wünschen wir uns, dass möglichst bald die von der Hessischen Landesbahn zur Zeit in Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-Westfalen eingesetzten Diesel­triebwagen von den modernen Fahrzeugen abgelöst werden.

(Matthias Tuschhoff)