Nordrhein-Westfalen

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Warum eine Autoprämie Unfug ist

Der VCD NRW hat eine kurze Merkliste mit Argumenten gegen eine Autoprämie zusammengestellt.

Viel wurde schon zu Autoprämien gesagt und geschrieben, aus Politik, Medien und Verbänden gibt es viel Kritik. Am Dienstag soll darüber im Koalitionsausschuss gesprochen werden. Der VCD NRW hat eine kurze Merkliste erstellt mit acht Gründen, warum eine Autoprämie Unsinn ist. Bundespolitiker aus NRW sollten das mit nach Berlin nehmen.

  1. Eine Kaufprämie ist wirtschaftspolitisch wirkungslos, sagen Ökonomen, denn es werden i.d.R. nur Käufe vorgezogen, das Umsatzloch kommt dann danach. (Und solange die Debatte läuft, werden gar keine Autos gekauft.) Nur wer ohnehin vorhat, sich in nächster Zeit ein Auto zu kaufen, wird sich für diese große Investition entscheiden und dann die Prämie mitnehmen, bei unsicheren Beschäftigungsverhältnissen aber sicher verzichten.
  2. Kaufprämien kommen kaum deutschen Herstellern zugute (falls man so national denken will), denn meist werden ausländische Kleinwagen oder E-Autos gekauft. Und Prämien gewöhnen die Käufer an hohe Rabatte.
  3. Deutsche Autokonzerne haben Liquiditätsreserven in zweistelliger Milliardenhöhe, sie können also eine Durststrecke gut durchhalten, und sind darüber hinaus auch sicher kreditwürdig. Für die Branche gibt es im Übrigen die üblichen Entlastungen: Kurzarbeitergeld, Sonderkredite, Steuererleichterungen.
  4. Das Auto ist der Gewinner der Corona-Krise, sagen Verkehrswissenschaftler, billiger Kraftstoff ist aktuell bereits eine große Förderung.
  5. Andere Branchen sind viel bedürftiger. Größe des Konzerns und Nähe zur Regierung sollten keine Kriterien sein. Für Kühlschränke und Möbel, Pedelecs und ÖPNV-Abos, Konzertkarten und Sportvereine gibt es wohl keine Kaufanreize.
  6. Deutsche Firmen können schon heute die Nachfrage nach E-Autos kaum befriedigen und haben hohe Lieferzeiten, weitere Kaufanreize speziell für E-Autos laufen also ins Leere.
  7. Mehr private Autos sind ineffizient und grundsätzlich kein Beitrag zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Das gilt besonders für Verbrenner, aber auch für schwere E-Autos und Hybride.
  8. Die Autobranche wird in den nächsten Jahren durch die gewollte Umstellung auf E-Autos ohnehin umgewälzt, was Lieferketten und Wertschöpfung, Unternehmen und Produktions-Stätten betrifft. Es muss also um Konversion statt um den Erhalt alter Produktion gehen.

 

Einige Hintergrundinfos für ökonomische und verkehrliche Fragen:

Capital: Die Abwrackprämie von 2009 in Zahlen - https://www.capital.de/wirtschaft-politik/die-abwrackpraemie-von-2009-in-zahlen

Handelsblatt: Kaufanreize für Autobranche - https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/gipfel-im-kanzleramt-bundesregierung-stellt-kaufanreize-fuer-autobranche-in-aussicht-entscheidung-bis-juni/25802510.html

Redaktionsnetzwerk D.:  Elektroautos – steigende Nachfrage und lange Lieferzeiten - https://www.rnd.de/wirtschaft/elektroautos-steigende-nachfrage-und-lange-lieferzeiten-ZIZLFIQNQKOVDMHPTVZ3CAZLAY.html

infas: Kaum ÖPNV, viel Fahrrad und immer noch Auto; Tracking-Report von infas und Motiontag (mehrere Reporte) - https://www.infas.de/neuigkeit/die-mobilitaet-und-corona-kaum-oepnv-viel-fahrrad-und-immer-noch-auto/

DLR Befragung: Wie verändert Corona unsere Mobilität - https://www.dlr.de/content/de/artikel/news/2020/02/20200506_dlr-befragung-wie-veraendert-corona-unsere-mobilitaet.html

VCD: Warum Kaufprämien für Autos keine Lösung sind .. - https://www.vcd.org/startseite/newsroom-uebersicht/vcd-verkehrswende-blog/warum-kaufpraemien-fuer-autos-keine-loesung-sind-und-was-stattdessen-noetig-ist/

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