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Köln, den 25.05.2021: Leserbrief zum Vorschlag des Architekten Ulrich Coersmeier zur Umgestaltung der Ost-West-Achse
In der Debatte um die Umgestaltung der Ost-West-Achse spielt die Aufwertung des Straßenraums eine zentrale Rolle. Von einer Tunnellösung, also einer unterirdischen Führung der Stadtbahn, versprechen sich ihre Befürworter entsprechende Gestaltungsspielräume. In den vergangenen Tagen waren in den Medien hierzu Illustrationen des Architekten Ulrich Coersmeiers zu sehen. Wir möchten als VCD diesen Anlass nutzen, um zu zeigen, wie auch mit einer oberirdischen Stadtbahn ein attraktiver städtischer Raum gestaltet werden kann.
Gegen eine unterirdische Führung der Ost-West-Achse sprechen vor allem die um ein Vielfaches höheren Kosten gegenüber einem oberirdischen Ausbau, die deutlich besser in eine Erweiterung des Stadtbahnnetzes an der Oberfläche investiert wären. Durch die Verlegung der Stadtbahn unter die Erde entstehen längere Wege zum Bahnsteig und dauerhaft hohe Kosten für die Gewährleistung des barrierefreien Zugangs (u. a. Aufzugwartung). Stattdessen muss im Sinne einer Verkehrswende der Raum, den wir in unseren Städten dem Autoverkehr zusprechen, reduziert werden. Die Trennwirkung der innerstädtischen Ost-West-Achse in ihrer jetzigen Form ergibt sich in erster Linie durch die mehrstreifige Führung des Kfz-Verkehrs. Bereits durch die Umwandlung einer Kfz-Spur je Fahrtrichtung wird ein ähnlich großer Gestaltungsspielraum gewonnen wie durch eine milliardenteure Tieferlegung der Stadtbahn (6,50 m für zwei Kfz-Spuren, 7,50 m für eine Stadtbahntrasse auf eigenem Bahnkörper). Dieser könnte, wie in den zwei Fotomontagen dargestellt, dem stetig wachsenden Radverkehr zugeschlagen werden. Für Zufußgehende könnten zusätzlich breite Bürgersteige entlang der Geschäftszeilen geschaffen werden. Beim Vorschlag von Coersmeier würden die Flächen zerteilt in einen weiterhin schmalen Bürgersteig am Häuserrand und eine durch Hecken eingegrenzte „Käfigtrasse“ inmitten des Autoverkehrs.
Im Gegensatz zum Autoverkehr kann eine Stadtbahntrasse stadtverträglich in den Straßenraum integriert werden. Der Gestaltung des Bahnkörpers und der Haltestellen kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Zusätzliche Flächen für den Fuß- und Radverkehr sollten durch eine Reduktion des Kfz-Verkehrs gewonnen werden. Eine Tunnellösung für die Stadtbahn würde in letzter Konsequenz als Rechtfertigung dienen, dem Autoverkehr unverändert viel wertvollen städtischen Raum zu überlassen.
Ansprechperson:
Markus Meurer
oepnv@vcd-koeln.de