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VCD Münsterland dringt auf seiner Jahresversammlung auf die längst überfällige Verkehrswende

Auf der Jahresversammlung wurden von den Aktiven konkrete, weitgehende Beschlüsse zur interkommunalen Verkehrswende im Münsterland eingefordert: massiver Ausbau und Priorisierung des Umweltverbundes (Bus, Fahrrad, Fußverkehr) auf Kosten des MIV (motorisierter Individualverkehr), gerade auch im Hinblick auf die bislang ungleich stärkere Flächeninanspruchnahme des Autoverkehrs.

 

Die Verkehrswende muss endlich kommen!
Das war der Tenor bei der VCD-Mitgliederversammlung im Münsteraner Umwelthaus. „Alle in Politik und Verwaltung, die öffentliche Verkehre organisieren und finanzieren oder für Fahrradverkehr zuständig sind, wissen seit Jahren, dass wir runter kommen müssen von den hohen CO2-Emissionen“, so der wiedergewählte VCD Vorsitzende Thomas Lins. Sein Fazit ernüchternd: „Mit Straßenbau, Steuerprivilegien oder der STVO wird noch immer der KFZ-Verkehr hofiert. Menschen, die auf umweltfreundliche Alternativen umsteigen wollen, wird es zu schwer gemacht.“

Patrik Werner, stellvertretender Vorsitzender merkte an, dass sich zwar die absoluten Fahrgastzahlen im ÖPNV in den letzten Jahren deutlich nach oben bewegt hätten. „Aber der Anteil des öffentlichen Verkehrs am Gesamtvolumen hat sich kaum verbessert, weil auch der Autoverkehr stark zugenommen hat“, so Werner. Als konkrete Maßnahmen fordert der VCD die Stadt Münster und die Münsterland-Kreise auf, rasch Beschleunigungsmaßnahmen im Busliniennetz umzusetzen. Das können laut Wolfgang Wiemers, ebenfalls stellvertretender Vorsitzender des VCD, unter anderem viel mehr eigene Busspuren oder Bus-Vorrang-Ampeln sein. Wiemers erläutert: „Zum einen steigert dies die Attraktivität des lokalen und regionalen Busverkehrs. Zum zweiten verbessern kürzere Fahrzeiten auch die Wirtschaftlichkeit, was bei gleichem Fahrtangebot die Kosten senken und den Personalmangel mindern kann.“

Eine ähnliche Stoßrichtung hat eine andere Initiative des VCD: „Wir plädieren an das Land NRW und die anderen Aufgabenträger, die Beschaffung von Gelenkbussen verstärkt zu fördern“, so Patrik Werner, „im Hinblick auf steigende Fahrgastzahlen bieten Gelenkbusse 30 Prozent mehr Sitzplätze, dazu erheblich mehr Stellraum für Rollatoren, Rollstühle, Kinderwagen und Fahrräder.“

Auf ein Problem des aktuellen Bahnverkehrs im Münsterland machte ein VCD-Mitglied aus Coesfeld aufmerksam: „Der Zugverkehr fährt nicht zuverlässig! Ständig fällt zum Beispiel der Zug von Coesfeld nach Dorsten aus. Für alle Berufspendler oder für die, die in Dorsten einen passenden Umstieg gebrauchen, ist der Zug zurzeit leider keine Alternative.“ Hermann-Josef Vogt, VCD-Mitglied und stellvertretender Landrat im Kreis Coesfeld befürchtet auf Dauer noch Schlimmeres: „Wenn die Regionalisierungsmittel des Bundes und die Finanzierung der Schiene durch das Land nicht massiv aufgestockt werden, wird der für den Schienennahverkehr zuständige NWL das bisherige Zugangebot im Münsterland kürzen müssen.“ Vogt plädierte eindringlich an den VCD, bei politischen Entscheidern auf allen Ebenen aktiv zu werden und für mehr Geld für die Schiene zu werben. Thomas Lins als Vorsitzender sagte die geforderte Lobbyarbeit gerne zu. Für Lins wäre es ein Unding, wenn wir von einmal gesetzten Standards im Zugverkehr in Bezug auf Taktung oder Abendverkehr wieder Abstand nähmen. „Das Konzept der S-Bahn-Münsterland können wir bei fehlenden Finanzmitteln leider dann sowieso vergessen“, bilanzierte Lins.

Auf Nachfrage eines Mitglieds zur Position des VCD in Bezug auf die Nachfolgeregelung des 9€-Tickets sagte Lins: „Wir begrüßen das bundesweit gültige 49€-Monatsticket im Abonnement.“ Es müsse aber zusätzlich eine günstigere Variante für zum Beispiel 29€ geben, die dann nur in der Region gültig sei. Lins weiter: „Manche brauchen überhaupt kein bundesweit gültiges Ticket und 49€ im Monat sind für viele heftig teuer.“ Patrik Werner ergänzte: „Ebenso sollte das Ticket für alle barrierefrei, also auch ohne Smartphone oder Computerzugang erhältlich sein.“

Bei den Wahlen wurden neben Thomas Lins, Wolfgang Wiemers und Patrik Werner im geschäftsführenden Vorstand Rudolf Korsten, Elmar Post und Michael Wildt in den erweiterten Vorstand gewählt.

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