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Podium am 3.9.24 im Bennohaus: Finanzierung des Deutschlandtickets und des ÖPNV

VCD Münsterland veranstaltete hochkarätig besetztes Politik-Diskussionsforum

Der Haushalt muss sparen - so das Paradigma, das insbesondere den ÖPNV im Münsterland und in Deutschland vor großen Herausforderungen stellt. Auch das Deutschlanldticket droht teurer zu werden.

Gibt es alternative Finanzierungsmöglichkeiten? Wo kann umgeschichtet werden, wer kann noch abgeben?

 

„Das Leben in vollen Zügen genießen!“ So beschrieb Thomas Lins als Vorsitzender des Verkehrsclub Deutschland (VCD) im Münsterland das Gefühl beim 9-Euro-Ticket vor zwei Jahren und auch beim jetzigen 49-Euro-Ticket. „Für Deutschland ist es schon revolutionär, dass man ohne Rücksicht auf Tarife, Waben, Verkehrsverbünde oder Verkehrsmittel überall in den Nahverkehr einsteigen kann.“ Leider sei das Deutschlandticket sechzehn Monate nach seiner Einführung schon wieder in einer existenziellen politischen Diskussion, bedauerte Lins und begrüßte drei Referenten und drei Politiker, die der VCD genau zu dieser Thematik ins münstersche Bennohaus geladen hatte. Michel Wildt als Moderator vom VCD stellte heraus, wie wichtig eine verlässliche Finanzierung des Deutschlandtickets für die Verkehrswende sei: „Wenn ich mein Mobilitätsverhalten nachhaltig umstellen will, brauche ich die Gewissheit, dass solch ein Ticket zu einem angemessenen Preis Bestand hat.“ Frank Gäfgen als Leiter der Stadtwerke Münster im Bereich Verkehr pflichtete ihm bei: „Für uns als Unternehmen ist die Unsicherheit der Finanzierung und der Planung ein großes Problem, weil wir die komplette alte Tarifstruktur aufrechterhalten müssen und die Einnahmen kaum planen können.“

Für Hermann-Josef Vogt (SPD) als stellvertretender Landrat des Kreises Coesfeld ist der Wermutstropfen beim Deutschlandticket die marode Infrastruktur und das fehlende Fahrpersonal: „Wenn wir diese Probleme nicht in den Griff bekommen, wird das auch mit der Verkehrswende nichts.“

Udo Sieverding vom Landesverkehrsministerium ist sich sicher, dass es eine Preiserhöhung des Tickets über den Inflationsausgleich hinaus geben müsse, da es sonst nicht finanzierbar sei. „Von den 12,6 Millionen Abonnenten des Deutschlandtickets sind nur ca. eine Million Umsteiger auf den ÖPNV,“ führte Sieverding aus, „die anderen profitieren als vormals teurere Abokunden und haben es teilweise gar nicht nötig, mit dem preiswerten Deutschlandticket zu sparen.“ Dem widersprach Alexander Kaas Elias als zuständiger Referent des VCD-Bundesverbandes, der aus Berlin per Video zugeschaltet war: „Es gibt eine aktuelle Umfrage, nach der viele Deutschlandticket-Nutzende nicht bereit sind, mehr für das Deutschlandticket zu zahlen und dann aussteigen.“ Für Kaas Elias ist eine deutliche Erhöhung des Tickets völlig kontraproduktiv: „Ziel ist doch schon aus Gründen des Klimaschutzes eine massive Steigerung der Nutzerzahlen im ÖPNV!“ Aus Sicht des VCD sollten andere Finanzierungsmöglichkeiten für das Ticket erschlossen werden: „Noch immer gibt es große klimaschädliche Subventionen; allein im Verkehrsbereich summieren sie sich jährlich auf 25 Milliarden Euro.“

Robin Korte als Landtagsabgeordneter der Grünen stimmt dem VCD zu, dass der Bund andere Finanzierungsquellen erschließen müsse und in einer dauerhaften Finanzierung des Deutschlandtickets in der Pflicht sei. „In diesem Sinne fordern wir Grüne mehr Engagement vom Bund auch als Beitrag einer sozialverträglichen Mobilität.“ Einig ist sich Korte mit seiner Kollegin Simone Wendland von der CDU, dass das Ticket dauerhaft bestehen bleibt: „Keine demokratische Partei wird die Existenz des Deutschlandtickets im kommenden Bundestagswahlkampf in Frage stellen“, ist sich die Landtagsabgeordnete der CDU sicher.

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