Nordrhein-Westfalen

Bahn & Bus
Dortmund - Unna

Bahnstrecke jahrzehntelang vernachlässigt

VCD-Vorstand trifft den Grünen-Bundestagsabgeordneten und Vize-Fraktionschef Oliver Krischer am Bahn-Haltepunkt Dortmund-Bövinghausen. Der ist ein Beispiel für fehlende Investitionen in den Bahnverkehr.

 

Der stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion von Bündnis 90 die Grünen, Oliver Krischer, sowie Patrick Voss, Fraktionsvorsitzender der GRÜNEN im Ruhrparlament und LAG-Sprecher für Mobilität & Verkehr, waren am Dienstagabend, den 17. August 2021, mit Vorstandsvertretern des VCD Dortmund-Unna am DB-Haltepunkt Dortmund-Bövinghausen zusammengekommen. Da sie einen Eindruck von vernachlässigten und nicht elektrifizierten Bahnstrecken im Ruhrgebiet bekommen sollten, hatte der KV Dortmund dazu diesen Ort ausgewählt.

Niedergang des Eisenbahnverkehr

An diesem Haltepunkt, der früher einmal durchaus bedeutend war, konnten der Niedergang und die Vernachlässigung des Eisenbahnverkehrs hier im Ruhrgebiet hautnah miterlebt werden. Obwohl vom Haltepunkt in nur 17 Minuten die Dortmunder Innenstadt erreicht werden kann, gibt es hier nur einen Stundentakt. Das ist für eine Metropolregion, wie sie das Ruhrgebiet ist, eigentlich untragbar! Es entspricht eher dem Angebot der ländlichen Peripherie. Der VCD Dortmund-Unna machte deutlich, dass er sich kurzfristig die Aufnahme eines 30-Minuten-Taktes wünsche, der auch ohne lange Ausbauplanungen sofort verwirklicht werden kann, da entsprechende Ausweichen bestehen, und dieses Angebot eben nur bestellt und finanziert werden muss.

Kaum Geld für die Bahn in NRW  – wegen der Kohle-Beihilfen

Oliver Krischer wies in seinen Ausführungen darauf hin, dass Nordrhein-Westfalen in der Vergangenheit durch die Kohlebeihilfen im Gegenzug bei Verkehrsprojekten immer leer ausgegangen ist. Entsprechend unterfinanziert sei der Bahnsektor in Nordrhein-Westfalen im Verhältnis zur Einwohnerzahl. Sein Parteikollege Patrick Voss bestätigte dies und nannte einen weiteren Grund, dass der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr gerne Taktverdichtung im Großraum Düsseldorf bestellen würde zu Ungunsten anderer Regionen.

Strecke mit Potenzial

Jörg Drewenskus vom Vorstand des VCD wies auf das enorme Potenzial der Strecke mit der Erschließung von Dortmunder und Castroper Vororten hin. So liegt ein neues Einkaufszentrum direkt am Westzugang des Haltepunkts Bövinghausen. Hier liegt westlich der Geschäftsmittelpunkt des Dortmunder Vorortes und das bedeutende Industriemuseum Zeche Zollern auf der Ostseite. Ein 30-Minuten-Takt würde vielen Menschen eine bessere Erreichbarkeit der Dortmunder City und wie auch bessere Anschlussverbindungen ermöglichen. Im Übrigen wies auch Oliver Krischer als Ortsunkundiger darauf hin, dass es kaum Hinweise auf diesen Haltepunkt gäbe, sodass sicherlich auch ein Großteil der Bevölkerung noch nicht einmal wisse, dass hier ein Bahnzugang sei. Mit einem entsprechenden Marketing, Hinweistafeln und dem 30-Minuten-Takt ließe sich sicherlich die Attraktivität dieses Haltepunktes steigern, der zu dem auch die Castrop-Rauxeler Innenstadt in wenigen Minuten erschließt.

“Mehr Geld für Bestands-Strecken”

Oliver Krischer berichtete von milliardenschweren Bahn-Neubauprojekten, die oft nur eine Fahrzeitersparnis von weniger als 30 Minuten ausmachen würden. Es wäre viel wichtiger, die bestehenden Strecken mit besseren Taktangeboten und einer Elektrifizierung auszubauen. Statt teurer Großprojekte sei eine Vielzahl von Kleinprojekten nötig, um die Bahn wieder in der Fläche attraktiv zu machen, da die Bahnkunden eben nicht an den jeweiligen Hauptbahnhöfen wohnten oder arbeiteten. Die zukünftige Bundesregierung müsse sich unbedingt um die Stärkung des Bestandsnetzes in all seinen Verästelungen kümmern.

Endlich mal kein CSU-Verkehrsminister

Es wurde auch die Hoffnung geäußert, nach 16 Jahren das Verkehrsministerium endlich wieder aus der Hand der bayerischen CSU zu bekommen. Bayern, das sich gerne als Bahn-Land bezeichnet, hat tatsächlich einiges für den Bahnverkehr getan bis hin zu Elektrifizierung von Nebenstrecken, und daneben natürlich einen massiven Ausbau von Autobahnen und Bundesstraßen in Bayern realisiert. Dies sei alles zulasten anderer Bundesländer und Regionen gegangen und zeigt die unsägliche Verquickung bayrischen CSU und ihrem guten Zugang ins Verkehrsministerium.

Regionalisierungsmittel müssen verdoppelt werden

Ziel einer neuen Bundesregierung muss er sein, diese Umleitung von Milliarden im Verkehrshaushalt zu beenden und es allen Regionen in Deutschland zur Verfügung zu stellen. Oliver Krischer mahnte auch die Erhöhung der Regionalisierungsmittel an, mit denen die Bundesländer ihren Bahn-Nahverkehr bestellen und finanzieren. Hier hat es gemessen an den ursprünglichen Ansätzen seit der Bahnreform von 1994 kaum nennenswerte Erhöhungen gegeben. Die Regionalisierungsmittel müssten unbedingt verdoppelt werden. Mit diesem zusätzlichen Geld würde sich auch hier in Dortmund-Bövinghausen sicherlich ein 30-Minuten-Takt und auch eine Elektrifizierung umseten lassen. Nach diesen hoffnungsvollen Worten verabschieden sich viele Teilnehmer und nutzten zur Rückfahrt die durchaus attraktiven, neuen Fahrzeuge vom Typ PESA Link mit WLAN, die hier erst seit 2019/20 eingesetzt sind.

 

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