Landesverband NRW,
Auto & Straße
Jedes Jahr führt die Analyse von Pkw-Fahrzeiten durch Inrix zu Schlagzeilen in den Medien über "Stauhauptstädte" und "Milliardenkosten für Pendler", auch durch die Inrix-Pressemeldung selbst befeuert. Jetzt ist es wieder so weit. Was sagen die Zahlen wirklich?
Wenn man sich die Methodik im Bericht (s. Quelle unten) genauer anschaut, geht es allerdings nicht um "Stau" im üblichen Sinn, sondern um die gesamte Zeit, die man mehr braucht im Vergleich mit völlig freier Fahrt in der Nacht (vielleicht dort sogar über der erlaubten Höchstgeschwindigkeit?). Und es geht nicht um einen Durchschnitt der Verkehrslage, sondern bei den angegebenen Staustunden nur um Fahrten in den "am stärksten frequentierten Pendlerkorridoren" und das auch nur in den "Spitzenverkehrszeiten".
Der übliche Trick, unscheinbare Daten durch große räumliche oder zeitliche Summierung aufzublasen, wird außerdem auch hier angewendet. "50 Stunden Stau" im Jahr bedeutet konkret: pro Fahrt 7 Minuten Verzögerung auf starken Pendlerrouten in den Stoßzeiten gegenüber einer völlig freien Strecke ohne Verkehr. Na und?
Diese angebliche "Skandalzahl" wird gerne von interessierten Gruppen benutzt, um mehr Straßen zu fordern. Aber auch in alternativen Kreisen wird die Zahl gerne genannt, passt sie doch gut ins Bild des "Verkehrskollaps" durch den Pkw-Verkehr. Vorsicht ist hier angesagt!
Übrigens: wie viel Zeit und wie viele Milliarden Euro ÖPNV-Pendler(innen) durch schlechte Verbindungen und Unzuverlässigkeit "verlieren", berechnet bisher wohl niemand.
Quelle: Pressemeldung https://inrix.com/press-releases/2023-global-traffic-scorecard-de/ bzw. Bericht zum Download über https://inrix.com/scorecard/