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Landesverband NRW

Eingeschränkter Vertrieb, eingeschränkte Daseinsvorsorge ?

Der VCD NRW meldet sich noch einmal kritisch zur geplanten drastischen Einschränkung des Verkaufs in Fahrzeugen im VRR zu Wort.

Als Fahrgastverband sieht der Verkehrsclub Deutschland (VCD) die Entscheidungen des VRR zur kurzfristigen drastischen Reduzierung des Ticketangebots in Fahrzeugen schon ab September und zur Vorbereitung bzw. Einführung des ausschließlich bargeldlosen Verkaufs kritisch.

Die generelle Einschränkung des klassischen Ticketangebots und -verkaufs nach Einführung des Deutschlandtickets und des elektronischen Tarifs eezy ist nachvollziehbar, die Möglichkeit des bargeldlosen Bezahlens im Bus, die viele Jahre verschlafen wurde, ist erst einmal positiv.

Das setzt allerdings voraus, dass alternative Kaufmöglichkeiten ausreichend vorhanden sind. Bisher haben weder das Deutschlandticket noch eezy den durchschlagenden Erfolg im Land gehabt, es gibt also noch viele Fahrgäste im Alttarif. Das liegt u.a. daran, dass beim Deutschlandticket Weiterentwicklungen wie Mitnahmeregelungen bisher fehlen und dass bei eezy nicht immer der günstigste Preis herauskommt.

Beim elektronischen Tarif heißt das, dass es z.B. möglich sein muss, innerhalb einer Stadt mehrere Fahrten am Tag zu machen, ohne den Preis eines 24h-Tickets zu überschreiten. (Eine Deckelung des Preises einer Einzelfahrt ist dagegen nicht nötig und systemfremd.) Und natürlich muss überall an den Haltestellen die Funkabdeckung garantiert sein.

Es  braucht noch längere Zeit, bis ein bargeldloser Verkauf im Bus technisch umgesetzt ist. Auch hierfür darf es keine Funklöcher geben. Und im Gegensatz zu anderen Weltregionen ist das bargeldlose Bezahlen in Deutschland nicht für alle alltäglich. Es fehlt auch eine Prepaid-Chipkarte als Option. Die Unterlagen des VRR legen nahe, dass die Bargeldannahne an mobilen Automaten sogar kurzfristig eingestellt werden kann.

Beim Sortiment ist notwendig, dass  für den sofortigen Fahrtantritt geeigenete Tickets weiterhin im Fahrzeug erwerbbar sein sollen, das wären auch 24h-Tickets, Zusatztickets, Einfach-Weiter-Tickes oder Schöner-Tag-Tickets. Der VRR möchte aber nur noch Einzel- und  Fahrradtickets beim Fahrpersonal und auch an mobilen Automaten etwa in Stadtbahnen oder auch im RE anbieten. Früher war man stolz darauf, in den Bussen kundennah auch den NRW-Tarif und z.T. sogar Zeitkarten verkaufen zu können.

Notwendig ist auch, dass an jeder Haltestelle die nächsten Vorverkaufsmöglichkeiten genannt werden, was derzeit nicht der Fall ist, und dass alle Automaten Tickets ohne Vor-Entwertung ausgeben können.

Es ist im Rahmen der Daseinsvorsorge, die der ÖPNV ja leisten will, auch an Menschen ohne deutsches Konto oder Smartphone bzw. mit persönlichen Einschränkungen zu denken, etwa 10- oder 85-jährige, Blinde und Analphabeten, ukrainische Flüchtlinge oder ausländische Kurzbesucher. Und es ist an Menschen zu denken, die im ländlichen Raum kaum andere Möglichkeiten haben, ohne Smartphone kurzfristig vor Ort ein Ticket zu erwerben, wenn der nächste Vertriebspartner oder der nächste Bahnhof weit weg ist. Ob mit den geplanten Einschränkungen die Voraussetzung der allgemeinen Beförderungs-Bedingungen, dass „auf andere Weise ein Fahrausweiserwerb angeboten wird“ (ABB §7) ausreichend eingehalten und die Beförderungspflicht des Personenbeförderungsrechts erfüllt wird, ist zu bezweifeln. Jedenfalls steht den genannten sozialen Gruppen kurzfristig dann möglicherweise nur noch die teuerste Ticketart Einzelticket zur Verfügung. Das ist nicht zuletzt auch eine Frage der Barrierefreiheit.

Die Reduzierung des Ticket-Angebots an (mobilen) Automaten bringt keine Kostenersparnis, sondern im Gegenteil Zusatzkosten für die Umstellung, Automaten werden zudem unwirtschaftlicher. Durch die Reduzierung des Sortiments bleibt das recht aufwendige Bargeldhandling im Fahrdienste noch erhalten. Auch wird durch den Verkauf mehrerer Einzeltickets statt eines 24h-Tickets der Ablauf im Bus nicht beschleunigt.

Dass die Reduzierung des mobilen Angebots auf ein Notsortiment überhastet schon in diesem Herbst eingeführt werden soll, ist nicht wirklich begründet, sondern nur eine Verschlechterung des Service und der Daseinsvorsorge, die im Windschatten von EM und Sommerferien durchgewunken werden soll.. In Vorbereitung ist im VRR eine Reduzierung der Preisstufen, was das notwendige Tarifwissen des Fahrpersonals bereits merklich vereinfacht, und das Sortiment wird auch noch grundlegend verändert. Das sollte abgewartet werden.

Der VCD wünscht sich, dass der VRR darüber noch einmal nachdenkt und die Sortimentseinschränkung überarbeitet und die Einführung verschiebt, da die Voraussetzungen dafür jedenfalls nicht erfüllt sind.

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