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Kritik am Bewertungsverfahren zur U81-Rheinquerung

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) stellt der Bewertung der U81-Rheinquerung, die am 10.9.21 offiziell übergeben wird, ein sehr schlechtes Zeugnis aus. Die Bewertungskriterien sind grob falsch und damit auch das Ergebnis.

Am Seestern brauchen wir mehr Bahn

 

Das falsche Gleis

VCD zum Ergebnis des Bürgerdialogs zur Rheinquerung U81

„Der breite Dialog war gut, Methodik und Ergebnis sind aber schlicht falsch.“

Am Freitag (10.9.21) geht der Bürgerdialog zur Rheinquerung der Stadtbahn U81 mit einer öffentlichen Präsentation der Ergebnisse zu Ende. Das Verfahren war recht aufwendig mit vielen Beteiligten in verschiedenen Runden. Zur Auswahl einer optimalen Trasse wurde eine „Nutzwertanalyse“ durchgeführt, d.h. verkehrlicher Nutzen, Kosten, Umweltbelastungen und weitere Wirkungen der verschiedenen Trassenvarianten wurden mit Punkten bewertet und dann mit vorgegebenen Gewichtungen aufsummiert. Die höchste Summe soll der besten Trasse entsprechen. Vorab waren aus Sicht der Stadt ungeeignete Varianten in einer „Eignungsprüfung“ aussortiert worden.

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) als Verband für nachhaltige Mobilität und Lobbyverband für Fahrgäste erkennt das Bemühen um eine breite, ausführliche und transparente Diskussion an, stellt aber dem konkreten Vorgehen und den Ergebnissen ein ganz schlechtes Zeugnis aus.

Der VCD unterstützt seit vielen Jahren eine alternative Trasse zur städtischen Variante am linksrheinischen Stadtrand, nämlich eine „Messe-Seestern-Linie“, die Messe Süd, Alt-Lörick, das große Bürogebiet Seestern / Prinzenallee und Heerdt miteinander verbindet.

Nach Ansicht des VCD war die Eignungsprüfung der Stadt ungenügend. Der Messe-Seestern-Linie wurde fehlendes Fahrgastpotenzial vorgeworfen, das hat sich in der späteren Modellrechnung eindeutig als falsch erwiesen. Angebliche bauliche Probleme dieser Strecke sind nicht vorhanden oder lösbar. Mit falschen Argumenten wurde so die VCD-Variante frühzeitig aus dem Verfahren gekickt.

Das anschließende Bewertungsschema stellt sich für den VCD als sehr einseitig und mangelhaft heraus: Das Fahrgastpotenzial hat in der Gesamtbewertung nur ein Gewicht von 5%, Netzwirkung und Verkehrs-Entlastungen werden gar nicht bewertet.  Lokale Umweltbelastungen und Kosten haben dagegen ein erdrückendes Gewicht von 80%. Das führt dazu, dass Varianten mit hohem Fahrgastpotenzial und hoher Netzwirkung gegenüber „ideal“ geraden Trassen abseits aller möglichen Erschließungsgebiete kaum eine Chance haben.

Iko Tönjes, Sprecher des VCD Düsseldorf: „Im Verfahren der Stadt werden die Belastungen und Kosten gegenüber den Vorteilen des Projekts völlig überbewertet. In diesem Schema würde die Nullvariante, also der Verzicht auf das Projekt, die weitaus beste Punktzahl erreichen. Ist das die zukunftsweisende Bewertung, die die Politik haben will?“

Im Verfahren kommt folgerichtig die Tunnelvariante der städtischen Vorzugs-Trasse, die am Stadtrand fernab aller linksrheinischen Großziele verlaufen soll, auf den ersten Platz. Mit einer alternativen Bewertung, die das Fahrgastpotenzial mit 40% gewichtet und weitere Nutzenelemente hinzufügt, wäre nach einer Schätzung des VCD die Messe-Seestern-Linie ganz vorne. Der VCD fordert, die Varianten mit einem geeigneteren Ansatz neu zu bewerten, einschließlich der Messe-Seestern-Linie.

Am Ende muss das Projekt aber politisch und nicht mit Zahlen beurteilt werden. Ein Tunnel dauert lange und erzeugt hohe Umweltbelastungen durch den Bau, ist zu Fuß oder per Rad nicht nutzbar, die Mehrkosten für einen nicht notwendigen Tunnel unter Rhein und Wiese müsste die Stadt wohl vollständig selbst tragen. Die Probleme der Trasse am Handweiser wurden bewusst ausgeblendet, dort wären vermutlich ein weiterer Tunnel oder der Abriss von Häusern nötig. Grundsätzlich muss im Zielkonzept für das Schienennetz berücksichtigt werden, welche Strecken insgesamt das Netz am besten ergänzen, vorhandene Strecken entlasten und neue Direktverbindungen schaffen.

Der VCD hatte im Lauf des Verfahrens auf die schweren Mängel hingewiesen, aber von der Stadt keine Antwort bekommen. Jetzt hat er eine Beschwerde gegen das offizielle Ergebnis eingereicht. Der VCD weist außerdem darauf hin, dass die großen Mängel der Trassenfindung sowohl bei der formellen Planfeststellung für die Trasse wie auch bei Förderanträgen sehr negativ zu Buch schlagen würden.

Hier die ausführliche Stellungnahme des VCD zur U81-Bewertung

Und hier der Link zum VCD-Alternativkonzept

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