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Dortmund - Unna
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VCD sieht wenig Nutzen in vorgeblicher Grüne-Welle-App Traffic Pilot

Verkehrsclub zweifelt an CO2-Einsparung. Appell an Politik: Stoppen Sie gefährliche Technik-Spielerei

 

Der VCD in Dortmund kritisiert die Ankündigung der Stadtverwaltung, die App Traffic Pilot in Dortmund einsetzen zu wollen. Aus Sicht des VCD schade die App mehr als sie nutze. „Die versprochene Grüne Welle für Rad- und Autofahrer*innen ist nicht viel mehr als ein Marketing-Gag, die erwartete CO2- Einsparung mehr als fraglich“, so Lorenz Redicker vom VCD. Auf der anderen Seite gehe die Technik-Spielerei auf Kosten der Verkehrssicherheit, weil sie die Verkehrsteilnehmenden vom Verkehrsgeschehen ablenke. Das ganze lasse sich die Stadt auch noch mehr als 300.000 Euro kosten – das war vor wenigen Jahren ein halbes Jahresbudget für den Radverkehr, so der VCD.

Gefahr für die Verkehrssicherheit
Stadtbaurat Arnulf Rybicki hatte den Einsatz der App vor zwei Wochen angekündigt. Anders als dabei suggeriert („die Grünschaltung der Ampeln wird automatisch laufen“) beeinflusse die App keinesfalls die Ampelschaltung. Sie zeige lediglich an, ob man im aktuellen Tempo bei Grün oder Rot ankomme, und zählt bei Rotlicht die Sekunden bis zum Wechsel auf Grün. „Das klingt wie eine harmlose Technik-Spielerei, könnte aber die Verkehrssicherheit ernsthaft beeinträchtigen“, warnt Redicker. Wer das Handy auf dem Weg zur Ampel fest im Blick habe, beachte den übrigen Verkehr womöglich weniger. Zudem könnte man versucht sein, auch gleich die gerade eingegangenen Nachrichten auf dem Smartphone anzuschauen. Während Polizei, Verkehrs- sicherheitsrat und ähnliche Institutionen verzweifelt versuchten, die Menschen davon abzubringen, mit dem Handy am Steuer bzw. Lenker zu hantieren, werden sie hier dazu angehalten.

Genanntes Einsparpotenzial beruht auf Test mit 7 Fahrer*inneN
Das genannte Einsparpotenzial beim Sprit basiere nicht auf den Erfahrungen in anderen Städten, wie der Stadtbaurat erklärt habe, sondern - nach Angaben des Herstellers! - allein auf einen Feldversuch in Ottawa – mit ganzen 7 (in Worten: sieben) Testfahrern. Nennenswerte Erfahrungen mit der App gebe es in Deutschland nur in Düsseldorf. Und dort habe selbst die Rheinische Post, so Redicker, sich dem harten Urteil des ADFC in Düsseldorf („Nutzen leider bei fast Null“) angeschlossen.

Wer soll die App nutzen?
Auch fragt sich Redicker, wer die App überhaupt nutzen solle. Radfahrer*innen würden ein Smartphone, wenn überhaupt, meist nur als Navigationsgerät ans Rad montieren. Mit einer Navi-App lasse sich Traffic Pilot aber nicht kombinieren. Bei Autofahrer*innen könnte hinzukommen, dass der nachfolgende Pkw-Verkehr, nicht mit der App ausgestattet, ob der Schleichfahrt des voranfahrenden Fahrzeugs nervös reagieren könnte. „Der praktische Nutzen ist mehr als zweifelhaft“, resümiert Redicker.

Politik entscheidet
Noch allerdings ist die Anschaffung der App gar nicht sicher. Erst einmal müsse die Politik darüber entscheiden, konkret: der Ausschuss für Finanzen, Beteiligungen und Liegenschaften (nachdem zuvor die Bezirksvertretungen und der Mobilitätsausschuss eine Empfehlung aussprechen können). Der VCD appelliert an die Politik, das Vorhaben zu stoppen: „Unter dem Deckmäntelchen von Klimaschutz und Digitalisierung soll hier für ein gefährliches Spielzeug Geld verschwendet werden!“

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