Nordrhein-Westfalen

Bochum-Gelsenkirchen-Herne
Bochum-Gelsenkirchen-Herne

Bochum im Fahrrad-Klimatest weit hinten

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) hat die Ergebnisse seines jährlichen Fahrrad-Klimatests veröffentlicht, und Bochum hat erneut ein schlechtes Ergebnis erzielt. Im Städteranking belegt Bochum mit der Note 4,3 den 20. Platz von 26 Städten der Ortsgrößenklasse.

 

Die Bewertung des ADFC basiert auf einer Umfrage unter den Fahrradfahrern in den jeweiligen Städten. Die Bewertungskriterien umfassten die Qualität der Fahrradinfrastruktur, die Sicherheit beim Radfahren und das Fahrradklima insgesamt. Bochum schnitt in allen Kategorien schlechter ab als im Vorjahr.

In einem Fernsehbeitrag des WDR wird auch unser Vorstandsmitglied Holger Rüsberg interviewt: vgl. hier.

Unser VCD-Kreisverbandsmitglied Klaus Kuliga hat Details des Test ausgewertet:

“Der Klimatest produziert in der Regel eine Schlagzeile (gestern sogar ausführlich in der Tagesschau) und wird dann schnell vergessen. Auch das Ergebnis in Bochum (Anhang) wird auf ein Minimum an Informationen reduziert.

Wenn man genauer hinsieht, wird es aber interessant. Dazu ein paar Hinweise:
Bochum gehört in die Größenklasse >200.000 - 500.000 Einwohner. Ich vergleiche nur innerhalb dieser Klasse.

1. "Münster (Note 3,0) übernimmt nach Jahren wieder den 1. Platz in der Klasse über 200.000 Einwohner*innen.
Es folgen mit hauchdünnem Abstand Karlsruhe (3,1) und Freiburg im Breisgau (3,1)."
Das heißt: Es gibt keine Stadt mit einer Durchschnittsnote besser als 3,0!
Und es gibt keine Stadt mit einer Note schlechter als 4,5.

2. Im Ruhrgebiet (das fast vollständig in der AGFS-NRW Mitglied ist), haben alle Städte dieselbe Note:
Oberhausen, Essen, Gelsenkirchen, Bochum, Dortmund: alle 4,3
Nur Duisburg ist deutlich schlechter: 4,5 (mit Krefeld absolutes Schlusslicht).

3. Eine entscheidende Messgröße ist das "Sicherheitsgefühl": In Bochum mit 4,8 - also mangelhaft - bewertet.
Und Bochum ist dabei eine halbe Note (-0,4) schlechter als die Vergleichsstädte.
Von den Teilnehmern wird diese Frage als sehr wichtig eingestuft (0,91).
Drei Fragen sind den Teilnehmern noch wichtiger:
Akzeptanz als Verkehrsteilnehmer (0,94): Note 4,4. - 0,5 im Vergleich
Konflikte mit Kfz (0,93): Note 4,8. - 0,3 im Vergleich
Hindernisse auf Radwegen (0,93): Note 4,8. - 0,4 im Vergleich
Man kann also sagen: In den wichtigen Fragen ist Bochum mangelhaft.

4. Wenn man auf die Verteilung der Gesamtnoten sieht, stellt man fest:
Es gibt wenige Spitzenreiter (3,0-3,5), dann eine Lücke und fast alle anderen Städte drängen sich im Bereich 4,0-4,5.
Von einer Normalverteilung sind diese Werte weit entfernt.

5. Die Stärken und Schwächen von Bochum laut Auswertung haben wenig Aussagekraft.
Deshalb habe ich zusätzlich alle Noten unter 4,5 markiert. In der Schule wäre das ja eine 5+.
Mit berücksichtigen muss man dabei auch immer die Abweichung von den Vergleichswerten.
Ein Beispiel:
"geöffnete Einbahnstraße in Gegenrichtung" ist angeblich eine Stärke von Bochum (Note 3,3), aber Bochum ist damit um 0,6 schlechter als die Vergleichsstädte. Das ist ein hoher Wert. Also ist die vermeintliche Stärke tatsächlich eine Schwäche!

6. Sehr interessant wird es, wenn man auf die Extremwerte sieht:
Bei welchen Fragen wurde die Note 6 (ungenügend) am häufigsten vergeben?
"überwacht die Stadt bzw. Gemeinde streng, dass Autos nicht auf Radwegen parken": 50 % Note 6!
"sind Ampelschaltungen gut auf Radfahrer*innen abgestimmt": 46 % Note 6!
"werden Radfahrer*innen an Baustellen bequem und sicher vorbeigeführt": 46 % Note 6!
"sind Wege für Radfahrer*innen angenehm breit und erlauben ein problemloses Überholen langsamerer Radfahrer*innen" 43 % Note 6!
Das sind die vier Fragen mit Durchschnittsnote 5 oder schlechter.
Der absolute Spitzenwert bei Note 1:
"sind öffentlich zugängliche Leihfahrräder für jeden einfach, zuverlässig und preisgünstig nutzbar": 9 %.
Das Maximum bei Note 6 ist 50 %, das Maximum für Note 1 ist 9 %. Das ist Begeisterung.”
 

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