Nordrhein-Westfalen

Bochum-Gelsenkirchen-Herne

Anmerkungen zum Nahverkehrsplan Bochum

Bochum, 14.Dezember 2017. Der jetzt beratene Nahverkehrsplan bestimmt den Rahmen für das zukünftige Bus- und Bahn-Angebot in Bochum. Er sieht einige Verbesserungen vor, bleibt aber hinter dem, was passieren müsste, weit zurück. Der VCD hat sich erneut geäußert.

Das ÖPNV-Gesetz NRW schreibt vor, dass ein Nahverkehrsplan den ÖPNV sichern und verbessern soll. Dabei soll auch der mittel- bis langfristig angestrebte Anteil des ÖPNV am Gesamtverkehr (modal split) benannt werden.

Dieser Anteil ist in Bochum mit knapp 16% äußerst unzureichend.

Trotzdem ist es aber in Bochum trotz jahrelangem Vorlauf bisher nicht gelungen, eine Mobilitätsstrategie zu entwickeln, aus der sich solche Ziele ableiten lassen.

Stattdessen richtet sich der Umfang des geplanten Verkehrsangebotes im wesentlichen nach den im bisherigen Umfang verfügbaren Finanzmitteln und nicht nach den Erfordernissen einer nachhaltigen Verkehrspolitik insgesamt.

Gerade die derzeitige Diskussion um Klimawandel, Dieselabgase und die Entwicklung unserer Städte verlangt dringend auch nach einer substanziellen Verbesserung des ÖPNV. Dieses Ziel kann der vorliegende Nahverkehrsplan kaum erreichen.

Im Rahmen dieser unzureichenden Vorgaben ist es den Planern aber dennoch gelungen, insbesondere ein überzeugendes Linienkonzept vorzulegen, das auch gut auf den SPNV abgestimmt ist, verbunden jedoch mit einer nur moderaten Leistungsausweitung.  Allerdings werden erst konkrete Fahrplandaten zeigen, ob dieses Konzept wirklich funktioniert.

Trotzdem sind auch im Rahmen dieses Nahverkehrsplans einige Kritikpunkte anzubringen. Aufgrund mangelnder Infrastruktur ist im neuen Linienkonzept nur noch ein 15-Minuten-Takt nach Gerthe Mitte statt eines 10-Minuten-Taktes möglich. Das stellt eine erhebliche Verschlechterung dar. Es muss daher dringend ein Umbau der Gleisinfrastruktur geplant und dann gebaut werden, der einen 71/2-Minuten-Takt zumindest bis Gerthe Mitte ermöglicht.

Das Verkehrsangebot auf der Linie U35 ist in den Spitzenstunden weiterhin unzureichend. Hier sind so schnell wie möglich zusätzliche Fahrzeuge zu beschaffen und einzusetzen und damit der Takt zu verdichten. Die vorgesehenen Entlastungen etwa durch die Linie 346 werden nicht ausreichen.

Ein ÖPNV-Konzept Bochum Südost fehlt weiterhin.

Bochum hat sich sich vom Ennepe-Ruhr-Kreis erhebliche Verschlechterungen der Verbindung zwischen Querenburg und Witten Hbf aufdrücken lassen. Grund sind Befürchtungen, der Wittener Stadtteil Heven werde überbedient. Das Ergebnis wird eine Verlagerung der Fahrten auf den Knoten Bochum Hbf und eine zusätzliche Belastung der U35 sein.

Ohnehin fällt auf, dass das Verfahren der Abstimmung mit den Nachbargemeinden weiterhin unzureichend ist. Nicht einmal eine Entscheidung auf einen gemeinsamen Grundtakt (15/30 oder 20/30 Minuten) war möglich.

Terminzwänge machen es nötig, den Nahverkehrsplan jetzt zu verabschieden.

Danach muss aber endlich eine Mobilitätsstrategie entwickelt werden, vorzugsweise für das ganze Ruhrgebiet, die eine zukunftsweisende Verkehrsplanung ermöglicht. Dabei sind auch die Aufgaben der einzelnen Verkehrsmittel und ein angestrebter modal split festzulegen. Pauschalangaben wie „60% Umweltverbund“ reichen da nicht.

Es muss ein daraus resultierendes nachhaltiges Finanzierungskonzept für den Öffentlichen Verkehr entwickelt werden, das auch eine Reduzierung der Subventionierung des motorisierten Individualverkehrs beinhaltet.

Es muss ein Rahmenplan für das Ruhrgebiet erarbeitet werden, der zur Abstimmung kommunaler Nahverkehrspläne dient und etwa städteverbindende Linien, Schnelllinien, Grundtakte, Verkehrszeiten usw. vorgibt. Sinnvoll ist auch eine ruhrgebietsweite Infrastrukturplanung für den ÖPNV.

Die Planungen für den Infrastrukturausbau sind voranzutreiben, damit mit dem Bau begonnen werden kann, sobald die entsprechenden Mittel zur Verfügung stehen.

Es muss ein Beschleunigungsprogramm auch für den Busverkehr erstellt werden.

Auf dieser Basis erst wäre eine wirklich nachhaltige Nahverkehrsplanung auch für Bochum möglich.

Es gibt also noch viel zu tun.

 

 

zurück