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Baustellen müssen unbedingt für Busse offen bleiben

VCD bezieht Stellung zur geplanten Verkehrsführung im Innenstadt-Bereich

In Münster wird demnächst an vielen Stellen im (Straßen-)Untergrund gebuddelt - auf Kosten des Stadtverkehrs. Die Verwaltung will daher den geplanten Verkehrsversuch am Bült auf Jahre verschieben, um insbesondere den MIV (motorisierten Individualverkehr) flüssig zu halten.

Der VCD hingegen fordert die Stadt auf, gerade jetzt den Busverkehr zu priorisieren. Nur so ließen sich gesteckte Klimaziele und die beschlossene Klimaneutralität endlich umsetzen.

 

Stellungnahme des VCD-Regionalverbands Münsterland zu den Baustellen im Innenstadtbereich und zur Verkehrspolitik

Münster wird in den nächsten Jahren offensichtlich mit vielen Straßenbaustellen leben müssen, weil die unterirdische Infrastruktur so marode ist. Schlussfolgerung der Verwaltung ist, den bereits beschlossenen Verkehrsversuch am Bült auf Eis legen zu wollen und Veränderungen auf Jahre zu verschieben. Minutiös wird ausgerechnet, wie der Motorisierte Individualverkehr (MIV) auf anderen Straßen für Mehrbelastung sorgen wird. Diese Berechnungen darf man getrost in Zweifel ziehen: Waren nicht alle Beteiligten erstaunt, dass die mehrmonatige Sperrung der Bergstraße so reibungslos funktionierte und es eben keine nennenswerte Mehrbelastung an den Umfahrungsstraßen gab!? Für diesen Effekt gibt es mittlerweile einen wissenschaftlichen Fachausdruck: Traffic evaporation. Verkehr verpufft zu einem Teil und findet als MIV erst gar nicht statt, wenn ihm der Raum genommen wird. Der umgekehrte Fall ist in der Verkehrswissenschaft längst Allgemeingut: Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten. In einer Stadt mit begrenztem Straßenraum kann der zur Verfügung stehende Platz nur umverteilt und nicht erweitert werden. Eine Förderung des Fahrrad- und Busverkehrs bedeutet, dass dem MIV weniger Platz eingeräumt wird.

Wenn Münster es ernst meint damit, klimaneutral zu werden und damit auch zwangsläufig eine Verkehrswende umzusetzen, ergeben sich für uns vom VCD hierfür drei Schlussfolgerungen:

  • Bei der Einrichtung der Baustellen muss dem Busverkehr Priorität eingeräumt werden. Busse fahren in Münsters City schon jetzt mit viel zu geringer Durchschnittsgeschwindigkeit. Es wäre fatal, den ÖPNV an der Weseler Straße, an der Hüfferstraße oder an der Von-Vincke-Straße zusätzlich auszubremsen.

  • Den Verkehrsversuch auf der ersten Nordtangente hat es doch mit der Sperrung der Bergstraße als Reallabor bereits gegeben. Es spricht aus unserer Sicht nichts dagegen, das als Versuch geplante Durchfahrtsverbot für den MIV ab dem Bült in Richtung Schlossplatz und ebenso in Gegenrichtung sofort umzusetzen.

  • Nach der Reparatur und Neuverlegung der Versorgungsleitungen unterhalb der Straßen bietet sich die Chance, kostengünstig auch den Straßenraum neu zu verteilen und Bussen, Zu-Fuß-Gehenden und Radfahrenden mehr Raum und Priorität bei Ampelschaltungen einzuräumen.

Ein lebenswertes und klimaschonendes Münster ist nicht die autogerechte Stadt. Viele Städte setzen längst auf eine andere Verkehrspolitik.
Wann legt Münster endlich seine Hasenfüßigkeit ab?

 

 

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