Nordrhein-Westfalen

NRW, Auto & Straße, Verkehrsplanung, Fußverkehr, Mobilitätsbildung

PARK(ing) Day 2017: Parkplätze können auch glücklich machen

Angefangen hat alles im Jahr 2005 in San Francisco. Inzwischen ist in der Regel der dritte Freitag im September weltweit ein Aktionstag zur zeitweiligen kreativen Umwidmung von Parkplätzen. Der VCD beteiligt sich im Rahmen der Aktion „erober Dir die Straße zurück“ seit Jahren in vielen Städten aktiv mit phantasievollen Aktionen am Park(ing)day. In Aachen, Düsseldorf, Dortmund, Bochum, Köln, Münster ... das Ziel ist: „Lebenswerte Städte durch Straßen für Menschen.“

Zum Thema Parkraum in Städten

In vielen Städten wird der Parkraum knapp. Eine zentrale Ursache hierfür sind die ansteigenden Pendlerzahlen und Entfernungen. Die meisten nutzen für den Arbeitsweg das Auto. Die durchschnittliche Länge des einfachen Arbeitsweges ist von 14,6 Kilometer im Jahr 2000 auf 16,8 Kilometer im Jahr 2015 gestiegen. Während im Jahr 2000 noch 53 % aller Arbeitnehmer pendelten, waren es zuletzt 60 % (BBSR). Verstärkt wird diese Entwicklung durch steigende Preise im öffentlichen Nahverkehr, die Parkgebühren hingegen sind in vielen Städten konstant geblieben.
Dies bedeutet aber nicht, dass die Autofahrer es bequemer haben - wie die Parkplatzsituation in den meisten Innenstädten verdeutlicht. Durchschnittlich 41 Stunden pro Jahr suchen Autofahrer in Deutschland nach einem Parkplatz, laut einer Studie von Inrix. Die Kosten für verlorene Zeit, der Benzinverbrauch und die zusätzliche Abgasbelastung summieren sich auf volkswirtschaftliche Kosten von rechnerisch rund 900 € pro Autofahrer oder auf das ganze Land hochgerechnet auf rund 40 Mrd. €. Besonders schlimm in NRW ist die Parksituation in Essen, dort verbringen die Autofahrer durchschnittlich 64 Stunden mit Parkplatzsuche, was einem Kosten-Äquivalent von rund 1.400 € entspricht.
Die tatsächlichen Gesamtkosten, die deutsche Autofahrer für die Suche und das Belegen von Parkplätzen haben, belaufen sich laut der Studie sogar auf 45 Mrd. €. Dann sind neben der Parkplatzsuche auch das Überzahlen von Parkzeiten und die oftmals fälligen Strafzettel enthalten - jedoch nicht die unterschiedlichen Parkgebühren in den Städten.
Vor diesem Hintergrund ist das Ergebnis der Studie des Umweltministeriums vom April 2017 nicht überraschend, laut der sich eine Mehrheit der Deutschen vorstellen kann, mit Bus, Bahn oder dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren. So kann sich rund die Hälfte der Autofahrer, die täglich oder mehrmals in der Woche mit dem Wagen zur Arbeit fahren, vorstellen, häufiger öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Rund zwei Drittel können sich auch einen Umstieg auf das Fahrrad vorstellen.
Laut einer Studie, die im "British Medical Journal" veröffentlicht wurde, haben Menschen, die mit dem Fahrrad zur Arbeit pendeln, zudem ein zu 45 % geringeres Risiko an Krebs zu erkranken.

Was als Alternative zum Auto fehlt, sind attraktive Angebote im öffentliche Personennahverkehr, gut ausgebaute Alltagsradwegenetze und Städte mit kurzen Wegen.

Bochum

Jürgen Eichel vom VCD Landesvorstand NRW berichtete, dass in Bochum etwa 20 Parkplätze am Schauspielhaus von Aktiven belegt wurden, darunter natürlich auch der VCD: „Dafür war auf der vierspurigen Hattinger Straße eine Fahrspur für den Pkw-Verkehr gesperrt und mit Tempo 20 geregelt. So floss der Autoverkehr ganz entspannt, man konnte dazwischen ohne Probleme die Straße überqueren, und trotz Freitagnachmittag gab es keinen Stau. Die gesperrten Parkplätze wurden genutzt zum Abstellen von Fahrrädern, Kaffeetrinken, Gespräche oder zum Entspannen auf der Liege am Planschbecken. Studierende der Hochschule Bochum stellten ein von ihnen entwickeltes Elektro-Rad vor, mit dem zwei Personen transportiert werden können. Ansonsten gab es als süße Leckerei "Parkplätzchen" für alle Interessierten.“

... Düsseldorf

In Düsseldorf in der Grupellostraße, vor der Landesgeschäftsstelle des VCD, zierte den um-genutzten Parkplatz eine Leseecke mit Blumen und Bildern. Für Besucher gab es Kaffee und einen großen Kuchen.

Wir haben auch über Twitter @oekomobil den Park(ing) Day begleitet und in einem zentralen Tweet über zahlreiche Aktionen informiert.

 

 

... Dortmund

Auch in Dortmund gab es eine Aktion:
Wir brauchen ein Umdenken darin, wie wir unseren Straßenraum nutzen und für wen wir ihn gestalten. Wo bleibt der Platz für Menschen, wo können wir „parken“, wo uns unterhalten und wo spielen? Aus der Stadt herausziehen, ist keine Lösung – wir müssen die Stadt gemeinsam umgestalten und nutzen! Umdenken ist möglich … hier ist der Link zum Text und zu den Bildern.

... Aachen

In Aachen war der Tag eine rundum gelungene Aktion! Für einen Tag hat sich das Gebiet um Harscamp- und Lothringerstraße in ein buntes, lebendiges Stadtviertel verwandelt. Die Passanten waren begeistert und fanden es schade, dass die Umgestaltung nur einen Tag lang so sein würde ... hier ist der Link zu den Texten und Bildern der Kollegen.

Aus Spanien kam ein Tweet mit Fotos von Broten von @mamaladiariodec, für den Hunger nach dem Regen. Zudem verdeutlicht es, dass es mit viel Herz um die Verbesserung der Verkehrssituation in Städten geht.

Es ist diese Vielfalt an kleinen Aktionen in den Städten, das spontane Interesse der Menschen vor Ort und die mittlerweile wachsende Unterstützung durch die Kommunen die den Park(ing) Day immer attraktiver macht und Schritt für Schritt die Stimmung verändert und zu kleineren und größeren Veränderungen beiträgt. Der nächste Park(ing)day ist am 21. September 2018, feiern Sie doch mit!

Zentrales Infoportal: http://parkingday.org/
VCD Info: „erober dir die Straße zurück! https://www.vcd.org/strasse-zurueckerobern/

Quellen

BBSR: Immer mehr Menschen pendeln zur Arbeit
Die Welt: Parkplatzsuche
BMUB Studie: Umweltbewusssein - Umweltverhalten
Spiegel-Artikel: Autofahrer würden lieber Bahn oder rad fahren
Studie "British Medical Journal“: Wer mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt, hat ein nur halb so hohes Risiko, an Krebs zu erkranken

Text: RM

Park(ing) Day seit 2005

Der VCD beteiligt sich, auch im Rahmen der Aktion „erober Dir die Straße zurück“, seit Jahren in vielen Städten aktiv mit phantasievollen Aktionen am Park(ing)day. Das Ziel sind: „Lebenswerte Städte durch Straßen für Menschen.“ Viele weitere Akteure, Initiativen sowie Umwelt- und Mobilitätsverbände - wie der NABU, BUND, Greenpeace oder der ADFC - gestalten Parkplätze als lebendigen Stadtraum um, oft gemeinsam.
Angefangen hat alles im Jahr 2005 in San Francisco. Inzwischen ist, in der Regel, der dritte Freitag im September weltweit ein Aktionstag zur zeitweiligen kreativen Umwidmung von Parkplätzen. Von Australien über Asien und Europa bis nach Kalifornien kann man im Internet Menschen feiern sehn. Wo sonst Autos stehen wird jetzt gemütlich Tee getrunken, Kinder malen auf dem Gehweg, Menschen machen zusammen Musik, tanzen, spielen, lesen, essen leckeren Kuchen, grillen oder liegen entspannt im Sessel und dösen. Überall sieht man Menschen mit entspannten lachenden Gesichter. In Deutschland von Berlin, Hamburg über Dortmund und Köln bis München – in vielen größeren und kleiner Städten.
Aufgrund der Bundestagswahl warben 2017 zudem Parteien für nachhaltige Mobilität auf Parkplätzen. Auch immer mehr Städte wie z.B. Osnabrück oder Essen nutzen den Park(ing) Day und werben für umwelt- und klimafreundliche Mobilitätsangebote. Die Stadt Essen, 2017 als Umwelthauptstadt Europas, feierte gemeinsam mit den verschiedenen Akteuren. Auf ihrer Homepage konnte man lesen: „Gemeinsam machen wir die Utopie einen Tag lang zur Wirklichkeit – wenigstens ein bisschen, ... beleben wir Parkplätze … setzen in Essen ein Zeichen für eine nachhaltige Mobilität und lebenswerte Städte! Anstelle von Autos, die plump den Raum zustellen, warten Getränke und Musik, Liegestühle und Sonnenschirme, viele nette Menschen und vieles mehr.“

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