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„Ein Ticket allein reicht nicht“

VCD fordert Ausbau-Offensive für Bus und Bahn

Die Sonderministerpräsidentenkonferenz hat den Streit um die Finanzierung des 49-Euro-Tickets beigelegt; der Bund wird den Ländern zusätzliches Geld zur Verfügung stellen. Ein Sozialticket und ein Ausbaupaket für den ÖPNV wurden allerdings nicht beschlossen. Dazu erklärt die Bundesvorsitzende des ökologischen Verkehrsclubs VCD, Kerstin Haarmann:

„Wir freuen uns, dass die Sonder-MPK mit Kanzler Scholz und Minister Wissing den Weg für das 49-Euro-Ticket jetzt freigemacht hat. Das Ticket ist ein großer Schritt heraus aus dem Tarifzonen-Wirrwarr, das das Bus- und Bahnfahren in Deutschland bislang so kompliziert und oft teuer gemacht hat. Doch klar ist auch: Es ist nur ein /erster/ Schritt. Ein neues Ticketmodell allein reicht nicht, um die Verkehrswende zu bewerkstelligen.

Was fehlt, ist zum einen ein Sozialtarif – günstig genug, damit Bus und Bahn für alle erschwinglich sind. Hier muss der Gesetzgeber schnell nachlegen: Wir brauchen ein Ticket für höchstens 30 Euro im Monat, das all jenen unbürokratisch zugutekommt, die sich 49 Euro nicht leisten können.

Außerdem fehlt vielerorts das ÖPNV-Angebot, um die Verkehrswende zu schaffen: In den Städten sind Busse und Bahnen oft überfüllt, auf dem Land fahren sie viel zu selten. Manche Linien verkehren derzeit eingeschränkt, weil es an Personal mangelt oder die Energiekosten zu hoch sind. Wenn wir diese Zustände überwinden wollen, brauchen wir eine Ausbau-Offensive. Und das heißt: Großangelegte Investitionen durch den Staat in Infrastruktur und Angebot.

15 Milliarden Euro im Jahr sind nötig, um die neuen Tickets zu finanzieren, Energie- und Personalkosten auszugleichen und den Ausbau des Angebots auf den Weg zu bringen. Uns ist bewusst, das ist viel Geld – aber wenn wir die Klimaziele erreichen wollen, dann müssen wir jetzt beginnen, in die Mobilität der Zukunft zu investieren. Finanzieren können wir es durch den Abbau umweltschädlicher Subventionen, ohne den Staatshaushalt zusätzlich zu belasten.

Kommentar von Detlef Neuß

Dieser Pressemitteilung des VCD ist eigentlich nur wenig hinzuzufügen. Erwähnt sei aber noch, dass die Position des VCD hier mit der anderer Fahrgastverbände und Verbrauchervertreter, wie z.B. dem Fahrgastverband PRO BAHN e.V. und der Verbraucherzentrale Bundesverband übereinstimmt. Alle begrüßen ausdrücklich die Einführung des jetzt Deutschlandticket genannten Nachfolgers des 9-Euro-Tickets.

Zu den noch ausstehenden Problemen wünschen sich die Fahrgastvertreter einen runden Tisch mit dem Bundesministerium für Digitalisierung und Verkehr.

Neben der bereits erwähnten Deutschlandticketversion für Menschen mit niedrigem Einkommen, hier darf es auch ruhig weniger als 30 Euro kosten, gibt es noch weitere offene Fragen.

So wurde das Deutschlandticket zu Anfang nur als digitales Ticket angekündigt. Das würde Menschen, die kein Smartphone haben bzw. haben wollen von der Teilhabe ausschließen. Hier bietet sich eine Kartenlösung an.

Ein immer wieder diskutiertes Thema ist die Fahrradmitnahme im Zug. Diese wird voraussichtlich im neuen Deutschlandticket nicht enthalten sein. Hier stellt sich die Frage, ob man diesen Zusatznutzen zukünftig zubuchen kann und wenn ja, wie.

Gleiches gilt auch für die Personenmitnahme am Wochenende und nach 19 Uhr, sowie die Nutzung der ersten Klasse.

Auch wenn alle das Deutschlandticket zu recht begrüßen, müssen diese Fragen noch geklärt werden. Packen wir’s an.

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