Nordrhein-Westfalen

Faktencheck zur Mobilität in Aachen

Faktencheck des „Radentscheid Aachen“

Die Mobilitätswende ist eine wichtige Veränderung unserer Stadt für mehr Lebensqualität, für Mobilitätschancen für alle und für die Erhaltung der Lebensgrundlagen für die nachfolgenden Generationen.

Veränderungen verlangen uns einiges ab. Sie sind dennoch nötig. Sie müssen zeitnah angegangen werden, damit sie uns nicht eines Tages überfordern.

Verständlicherweise werden die Veränderungen diskutiert und sind die Ansichten darüber im Einzelnen verschieden. Das ist gut so, denn niemand kann vorausschauend wissen, was 100 % richtig ist. Diskussionen helfen, verschiedene Belange und Hintergründe nicht zu vergessen und die Entscheidungen bewusster zu treffen.

Wichtige Voraussetzung einer fruchtbaren Diskussion und fruchtbarer Entscheidungen: sie müssen auf wahren Grundlagen beruhen. Je besser alle informiert sind, desto besser kann die Mobilitätswende umgesetzt werden.

In der öffentlichen Diskussion, insbesondere in den Medien und in Social Media, kommen diese Grundlagen oft zu kurz. Komplexe Sachverhalte werden teils plakativ, vereinfacht und zugespitzt dargestellt. 

Deshalb möchten wir als Radentscheid Aachen bei Mobilitätsthemen mit Faktenchecks zur Versachlichung und transparenteren Information beitragen. Anlassbezogen werden wir wichtige Themen aufgreifen, Recherchen zu falsch oder unvollständig kursierenden Darstellungen durchführen und als Faktenchecks veröffentlichen. Wir streben größtmögliche Objektivität an. Aber natürlich sind auch wir unvollkommen und werden daher offen sein für Korrekturen und andere Meinungen.

Umbau der Kreuzung Vaalser Straße / Amsterdamer Ring / Halifaxstraße

Behauptung 1:

Der Umbau der Kreuzung kostet 2,9 Millionen Euro und dient hauptsächlich dem Radverkehr

(vgl. Aachener Zeitung, 14.03.2025: „2,9 Millionen Euro – Rekordverdächtiger Kreuzungsumbau für Radfahrer in Aachen“; Bild Online, 16.03.2025: „Aachen baut Deutschlands wohl teuerste Kreuzung“)

Fakten:

  • Am 13. März 2025 hat der Mobilitätsausschuss der Stadt Aachen mit breiter Mehrheit den Umbau der Kreuzung Vaalser Straße / Amsterdamer Ring / Halifaxstraße beschlossen. Die veranschlagten Kosten liegen bei 2,9 Millionen Euro.
  • Bei der Sanierung nach Variante 1, bei welcher die Asphaltdecken erneuert und die Bushaltestelle “Venskyhäuschen” umgestaltet werden, jedoch kein Umbau der Kreuzung vorgesehen ist, würden bereits Kosten von 1,6 Millionen Euro entstehen.

Gründe laut Verwaltungsvorlage:

  • Straßenbaulicher Sanierungsbedarf: „Es besteht ein hoher Sanierungs- bzw. Erneuerungsbedarf der Fahrbahnen, bei dem der gesamte Kreuzungsbereich und darüber hinaus die Fahrbahn der Vaalser Straße [...] erneuert werden muss.“
  • Barrierefreiheit: „Die Haltestelle „Venskyhäuschen“ weist auf beiden Seiten der Vaalser Straße zahlreiche Mängel auf, z.B. sind keine ausreichenden Warteflächen vorhanden und die angrenzenden Geh- und Radwege zu schmal. Im Bereich des Fahrgastunterstandes an der stadteinwärtigen Haltestelle kommt es deshalb häufig zu Konflikten zwischen wartenden Fahrgästen und dem Radverkehr.“
  • Fuß- und Radwege:
    • Die Gehwege sind mit 1,15–1,80 m Breite teils deutlich schmaler als die empfohlenen 2,50 m (gemäß RASt 06).
    • Die Radfahrstreifen sind mit 1,35–1,50 m zu schmal und entsprechen nicht den aktuellen Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (mind. 1,85 m zzgl. Sicherheitsraum laut ERA 2010).
    • Der stadteinwärtige Gehweg mit nur 1,60 m ist für den Radverkehr freigegeben – was regelmäßig zu Konflikten zwischen wartenden Fahrgästen und Radfahrenden führt.

 

Behauptung 2:

Der Umbau ist nicht verhältnismäßig, da der Radverkehr nur eine verschwindend geringe Rolle spielt. 

(vgl. Aachener Zeitung, 06.03.2025: “Vaalser Straße/Amsterdamer Ring: Mehr Sicherheit für Radfahrer, mehr Wartezeit für Autofahrer”)

Fakten:

  • Die in der Verwaltungsvorlage zitierten Zahlen stammen aus einer Verkehrszählung vom 10. Dezember 2019 – also aus der Vor-Corona-Zeit, an einem Wintertag mit schlechtem Wetter. Die Messung erfolgte automatisiert mit unbekannter Zuverlässigkeit. Radverkehr in der Nebenanlage wurde zudem gar nicht erfasst.
  • Ziel der Erhebung war es ausdrücklich, das maximale Verkehrsaufkommen des motorisierten Verkehrs unter ungünstigen Bedingungen zu bestimmen – nicht aber ein realistisches oder repräsentatives Bild der Radverkehrsnutzung zu liefern.
  • Mit über 400 Fahrten von 10 Buslinien, teils im 5-Minuten-Takt, hat die Kreuzung auch für den ÖPNV und den damit verbundenen Fußverkehr eine besonders große Bedeutung.

 

Behauptung 3:

Kfz-Fahrspuren werden durch den Umbau entfallen.

(vgl. Aachener Zeitung, 09.04.2025: “Mobile Vernunft startet Offensive für Autofahrer erstmals auf der Straße”)

Fakten:

  • Dies ist zutreffend für den rechten Kfz-Fahrstreifen der Vaalser Straße in Fahrtrichtung stadtauswärts. Dieser kann heute für geradeaus und rechts genutzt werden und wird in einen reinen Rechtsabbiegestreifen umgewandelt. Kfz in Geradeausrichtung fahren auf dem linken Fahrstreifen daneben. Stattdessen gibt es geradeaus eine zusätzliche kurze Busspur, mit der die nachfolgende Haltestelle direkt von den Bussen angefahren werden kann. Dort wird die Busbucht zugunsten von mehr Platz für konflitkfreies Miteinander von Fahrgästen und Radfahrenden aufgehoben.
  • Alle übrigen Kfz-Fahrsteifen werden lediglich neu geordnet: Der motorisierte Verkehr wird künftig zentral durch die Kreuzung geführt, während der Radverkehr sicher in der Nebenanlage entlanggeführt wird. Der Rechtsabbiegestreifen auf der Vaalser Straße stadteinwärts wird ggf. etwas eingekürzt, wenn in der nächsten Planungsphase darüber entschieden wird, ob die Bushaltestelle mit Buskap oder am Fahrbahnrand ausgestaltet wird.

 

Fazit:

Die Aussage, der Umbau der Kreuzung diene hauptsächlich dem Radverkehr, ist nachweislich falsch. Die Maßnahme ist eine überfällige, ganzheitliche Sanierung, insbesondere für den motorisierten Verkehr.


Der damit einhergehende Umbau zur Behebung zahlreicher Mängel in der Gestaltung der Kreuzung und der Bushaltestellen verbessert zudem die Sicherheit, Barrierefreiheit und den Komfort für alle: für Busfahrgäste, Fußgänger*innen, Autofahrende und Radfahrende – und leistet so einen wichtigen Beitrag zur Mobilitätswende in Aachen.

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